Im Sommer 1960 rief Lucia Serena, die Ehefrau des in Bellinzona praktizierenden Bergüner Arztes Giacomo Serena, die Abendmusik Bergün ins Leben. Es begann mit einem kulturellen Kantons-Austausch unter dem Patronat der Sezione Sopracenerina della Pro Grigioni Italiano: Tessiner Musikerinnen und Musiker traten in den Sommermonaten in Bergün auf und Bündner Kunstschaffende konnten ihre Kunstwerke in Bellinzona ausstellen. Konzertiert wurde anfänglich im Weissen Kreuz. Die Musiker logierten damals in Serenas Privathaus und wurden dort fürstlich bewirtet. Lucia Serena erhielt zur Organisation von Anfang an Unterstützung durch Conrad Preisig und einem einheimischen Helferkreis. Die finanziellen Defizite trug die Gründerin selber. Schon bald wurden die Platzverhältnisse im Hotelsaal zu eng und die Konzerte durften in die Kirche verlegt werden. Das Publikum wurde in den ersten Jahren gebeten, hier „sich eines Applauses zu enthalten“.

Bereits nach wenigen Jahren erfreute sich die Abendmusik grosser Bekanntheit: Schweizerische und internationale Ensembles bewarben sich um eine Auftrittsmöglichkeit in Bergün. Die Verpflichtungen der Mäzenin wuchsen. Eine Gruppe um Jost Cloetta und Jakob Schutz schlug Lucia Serena vor, eine Vereinigung zu gründen. Sie soll organisatorisch entlastet und die finanziellen Risiken breiter abgestützt werden. Die Vereinigungsgründung fand 1992 statt und ein Vorstand wurde gebildet. Rund 100 Einheimische und Feriengäste beweisen als Mitglieder der Vereinigung bis heute ihre Treue durch die Entrichtung eines jährlichen Beitrages.

Nachdem sich 2003 die mit der Programmierung betraute Agentur aufgelöst hatte, nahm der Vorstand diese selber in die Hand. Man konnte dabei auf bewährte Solistinnen und Ensembles zurückgreifen, die des persönlichen Ambiente wegen immer wieder gerne in Bergün auftraten.

Es sollen aber auch junge Künstlerinnen und Künstler, die noch nicht so bekannt sind, zum Zug kommen. Um das bekannt hohe künstlerische Niveau der Abendmusik Bergün beizubehalten, bleibt die Zusammenstellung der Konzertreihe eine grosse Herausforderung. Das Organisationsteam ist bestrebt, vermehrt auch jüngere Konzertbesucher anzusprechen. Dabei werden auch unkonventionelle Wege beschritten: Z.B. Konzerte im Freien mit Formationen, die auch volkstümliche Literatur darbieten. Daneben treten weiterhin junge und bewährte Ensembles auf und führen die Tradition der Abendmusik Bergün weiter.